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6 Nov 2018

Die City-Logistik der Zukunft: Schon heute von London lernen

London gilt als europäische E-Commerce-Hauptstadt. Nicht nur der Anteil der Briten, die regelmäßig bei Onlinehändlern bestellen, ist mit 88 Prozent europaweit am größten – auch die Zahl der Kunden im Lebensmittelversand hat im Vereinigten Königreich längst ein Niveau erreicht, das auf dem Kontinent noch weit entfernt scheint. Gleichzeitig hat London nach Paris die höchste Bevölkerungsdichte unter den Metropolen Westeuropas, und das historisch gewachsene Zentrum durchzieht ein Netz von engen, verwinkelten Straßen und Gassen: alles andere als optimale Voraussetzungen für Lkw und große Transporter. Wie stellt sich die Stadt diesen täglichen und vor allem wachsenden Herausforderungen? Was kann die deutsche Logistikbranche von London lernen?

Die von Segro beauftragte Studie bietet einen kritischen Einblick in die Bedeutung von Logistikflächen in einer schnell wachsenden Stadt wie London – und dient als Schablone für weitere europäische Städte.

Online-Lebensmittelhandel boomt

Während in London der Kauf von Lebensmitteln via Internet bereits seit Jahren etabliert ist, fristet er in Deutschland noch ein Nischendasein. Allerdings mit Tendenz zum Wachstum. Laut einer GfK-Studie soll sich der Anteil des Online-Handels in Deutschland bis zum Jahr 2025 gegenüber 2017 verdoppeln. Entsprechend wird der Bedarf nach einer zeitnahen Zustellung und damit nach innenstadtnahen Lagerflächen vor allem in den Metropolen steigen. Angesichts stetig steigender Grundstückspreise, des Flächenmangels in den Innenstädten und der Erfordernisse zukunftsfähiger Energieeffizienz stellt das Planer wie Unternehmen vor eine große Herausforderung: Wo und wie sollen neue Kapazitäten entstehen, wenn bereits heute kaum Grundstücke zur Verfügung stehen? 

Der Blick nach London zeigt, dass dafür zum einen neue Lager- und Lieferkonzepte und zum anderen eine stärkere Integration der Planung nötig sind. Gerade bei der vorausschauenden Stadtentwicklung macht die britische Hauptstadt vor, dass auch bei fortschreitender Verdichtung durchaus Kapazitäts- und Effizienzsteigerungen möglich sind. Wie in der von Segro in Auftrag gegebenen Studie
„Keep London Working“ bereits im Jahr 2017 gefordert, berücksichtigen die englischen Stadtentwickler mittlerweile frühzeitig den Flächenbedarf der Logistikbranche, die einen wesentlichen Beitrag zum Funktionieren des Dienstleistungssektors leistet. Mit dem „London Plan“ bietet die Verwaltung seit 2004 ein regelmäßig aktualisiertes und fortgeschriebenes Gesamtkonzept zur Flächenentwicklung.


Ganzheitliches Denken für zukunftsfähige Konzepte

Dabei geht es nicht nur darum, den Flächenbedarf von Industrie und Handel zu ermitteln und decken zu können. Vielmehr setzt das Konzept auf eine ganzheitliche Planung: Die ausdrücklichen Pläne der Stadtregierung umfassen etwa grundlegende Aspekte des Umweltschutzes, der Luftreinheit und der Mobilität. London soll damit nicht nur größer, sondern auch lebenswerter werden. Dazu gehören auch Angebote für Unternehmer: So bildet etwa die unter anderem mit dem öffentlichen Nahverkehr betraute Behörde „Transport for London“ jährlich mehrere tausend Lkw-Fahrer fort, damit diese Verhaltensregeln kennen und beachten, die Londons Verkehr auch für Fußgänger und Radfahrer sicherer machen. 

Selbstverständlich gehört auch die Förderung von Elektrofahrzeugen, die Einrichtung zentraler Hubs zur effizienteren Sendungsbündelung und die Schaffung neuer Flächenkapazitäten im Bestand dazu. Gleichzeitig ähneln sich in England und auf dem Festland die Strategien bei neuentwickelten Logistikimmobilien: Hier wie dort weist der Trend in Richtung mehrstöckiger Zentren, die auf geringer Grundfläche eine hohe Verdichtung und mit digitaler Lagerhaltung und Robotertechnik deutliche Effizienzsteigerungen versprechen. Bisherige Probleme – etwa die gängige Konzentration auf große Lkw, die nicht auf die Nutzung von Rampen in mehrgeschossigen Lagern zugeschnitten sind – werden sich mit dem stärkeren Einsatz kleinerer, elektrobetriebener Last-Mile-Transporter zumindest in den Innenstadtlagen zusehends erübrigen.