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13 Dec 2019

Umweltschutz und Unternehmertum: Vier Fragen an Andy Gulliford

„Unser Haus brennt – handeln wir dementsprechend. Wir fordern Klimagerechtigkeit für alle“, lautet der Aufruf vieler Demonstranten der weltweiten Klimastreiks. Ist die Immobilienwirtschaft ein berechtigtes Ziel für den Zorn der Streikenden? Hätte die Branche in den vergangenen Jahren mehr tun können, um den Klimawandel zu bekämpfen? Und vor allem: Was wird jetzt getan, um den schnell wachsenden Ängsten vor der Zukunft unseres Planeten zu begegnen? Wie SEGRO seiner Corporate Responsibility nachkommt, das erklärt Andy Gulliford, COO SEGRO plc, im Interview. 

 

Herr Gulliford, Klimaschutz ist in aller Munde und vor allem die Wirtschaft wird oft zu mehr Verantwortungsbewusstsein aufgefordert. Welche Verantwortung trägt die Immobilienbranche?

Heutzutage entfällt laut Weltwirtschaftsforum mehr als 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs auf den Immobiliensektor. Hinzu kommen noch 20 Prozent der Treibhausgase sowie 40 Prozent des Rohstoffverbrauchs. Es ist also klar, dass die Branche handeln muss. Zu Beginn der 2000er-Jahre wurden zahlreiche Umweltprogramme beschlossen, doch im Zuge der Finanzkrise 2007 und der chaotischen Folgejahre gerieten viele dieser Programme wieder in Vergessenheit. Wäre diese Dynamik nicht verlorengegangen, hätte unsere Branche mit ihrem Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten wahrscheinlich noch weiterkommen können.

Die große Krise ist vorbei – und nun? Aus den Augen, aus dem Sinn?

Nein, ganz im Gegenteil. Die Branche ist sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst und es ist ein Trend zu nachhaltigen Entwicklungen zu erkennen. Der Ansatz der Immobilienunternehmen bestand darin, sich auf Energiesparinitiativen gemäß des BREEAM-Zertifizierungsmodells sowie auf weitere individuelle Effizienzsteigerungen zu fokussieren – und das mit Erfolg: Viele der für die Zukunft definierten Ziele wurden bereits frühzeitig erreicht. Denn entgegen erster Befürchtungen, bedeutet dies nicht einen zusätzlichen Kostenaufwand, sondern könnte sogar einen zusätzlichen Ertrag generieren. Nach Ergebnissen des Immobilienvermittlers BNP Paribas Real Estate heißt es, dass grüne Immobilien die Rendite verbessern und somit den Wert von Immobilieninvestitionen sichern. Diese Art von Immobilien haben geringere Betriebskosten und Leerstände, außerdem können sie höhere Mieten generieren. Branchenvertreter erkennen das mittlerweile auch und gehen in den Aktionsmodus. Auf diesen Grundlagen muss aufgebaut werden, denn auch die Nutzer verfolgen immer höhere Unternehmensziele in Bezug auf die eigene Nachhaltigkeit. 

Wie können speziell Immobilienentwickler mehr leisten? 

Eigentlich ganz einfach: mit einer vorausschauenden Planung. Unternehmen müssen für sich selbst entscheiden, welche Gebiete ihnen wichtig sind und identifizieren, was sie selbst verbessern können. Dabei helfen Simulationsprogramme, die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Ansätze für die Messung und natürlich die Einhaltung dieser Strategie. Konkrete Maßnahmen, die alle Unternehmen durchführen könnten, wäre die Beschaffung und Erzeugung erneuerbarer Energien oder die Vermeidung von Abfallentsorgungen auf Deponien. Zudem sollten Entwickler überlegen, inwiefern sie die Reduzierung von Embodied Carbon, also die durch Herstellung und Transport von Baumaterialien entstehenden CO2-Emissionen, verringern können. Und wie sie auch rund um die Immobilie selbst die Umweltbilanz verbessern können – Stichwort Biodiversität. 

Was tut SEGRO, um dieser Pflicht nachzukommen?

Von den vielen Nachhaltigkeitszielen steht bei SEGRO unter anderem eine Verbesserung besagter Biodiversität auf der Agenda. Damit wollen wir über den Tellerrand hinausschauen und neben den umweltbewussten Bauweisen unserer Hallen auch die unbebauten Flächen außerhalb nicht außer Acht lassen. Inzwischen bevölkern Bienen viele innerstädtische Gewerbeparks. Aber auch Insektenhotels, Fledermausboxen, Reisfelder, Weinreben, Auberginen und sogar Ochsen finden sich inzwischen in direkter Nachbarschaft zu Logistikdienstleistern und Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe. Das passt auch gut in die Well-Being-Programme der Mieter. 

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

 

ZUR PERSON

Andy Gulliford ist seit 2004 bei SEGRO tätig. Im November 2011 wurde er zum Chief Operating Officer ernannt. Zuvor war er bei SEGRO als Managing Director Continental Europe, Director of Corporate Acquisitions und Business Development Director tätig. Bevor er zu SEGRO kam, war Andy Gulliford 19 Jahre als European Director bei Jones Lang LaSalle beschäftigt, wo er für das Industrie- und Logistikgeschäft des Unternehmens verantwortlich war. Zudem ist er Mitglied der Royal Institution of Chartered Surveyors (MRICS).