<script>
23 May 2018

Container-Konzepte und alternative Zustellfahrzeuge für eine umweltfreundliche urbane Logistik

Verkehrskollaps, Parkplatzmangel, Lärm, Schadstoffbelastung: Während der E-Commerce das Paketaufkommen nach oben treibt, sind auf der letzten Meile der Logistik Antworten auf den Klimawandel und die wachsende urbane Verdichtung gefragt. Neue Lösungen sollen deshalb auf dem finalen Wegstück motorgetriebene Fahrzeuge unnötig machen und der sinkenden Verfügbarkeit von innenstadtnahen Flächen begegnen. So erprobt etwa der amerikanische United Parcel Service (UPS) in Hamburg das Modell der „Micro Hubs“: Lkw-Container dienen in der Innenstadt als Zwischenlager, von denen aus Pakete zu Fuß, mit Sackkarren oder Fahrrädern zugestellt werden.

UPS arbeitet an innovativen Konzepten und alternativen Zustellmöglichkeiten um das Verkehrsaufkommen in Innenstädten zu reduzieren. Quelle: www.pressroom.ups.com

Die Vorteile dieser Lösung liegen auf der Hand. Aus Zentrallagern erreichen die Pakete morgens per LKW die Container-Depots nahe ihrem Bestimmungsort, aufwendige Touren mit Zustellfahrzeugen entfallen so. Damit entspannt sich die Verkehrslage – auch, weil Paketboten bisher häufig in zweiter Reihe parken müssen, um die Empfänger zu erreichen.

Gleichzeitig lassen sich Lieferrouten zum Teil sicherer planen, da weniger Verzögerungen durch Staus oder Unfälle drohen. Und wo weniger Autos auf der Straße sind, werden Städte und Ballungsräume gesünder und lebenswerter – ein wichtiges Kriterium, das auch die Logistik der Zukunft im Blick haben sollte.

Die „Cubicycles“ der DHL bedienen in einem Pilotprojekt die letzte Meile in der Frankfurter Innenstadt. Quelle: www.dpdhl.com

Die Paketzustelldienste zeigen sich innovationsfreudig, wenn es um den Weitertransport von den Hubs zum Empfänger geht. So produziert die Deutsche Post/DHL – die in Frankfurt seit 2017 das gleiche Prinzip wie UPS unter dem Namen „City Hub“ testet – nicht nur selbst Elektrotransporter, sondern erprobt auch neue Fahrradkonzepte. Die „Cubicycles“ genannten Fahrzeuge verfügen über vier Reifen und einen Kasten im hinteren Bereich, vor dem der Zusteller in die Pedale tritt. So nimmt der Lieferverkehr nur wenig Straßenraum in Anspruch und belastet die ohnehin stickoxidgeplagten Großstädte nicht mit weiteren Abgasen.


Micro Hubs sind nur ein Baustein – neue Flächenkonzepte sind nötig

Hinsichtlich der knapper werdenden Flächen sind jedoch gerade in begehrten Innenstadtlagen auch Micro Hubs kein Allheilmittel. Die im Hamburger Versuch temporär aufgestellten Container versprechen keine Dauerlösung, weshalb neue Konzepte für Logistikimmobilien gefragt sind. Erste Wahl wäre dabei eine Nutzung freier Flächen in Parkhäusern oder Hotels, die zwischenzeitlich oder dauerhaft zur kurzfristigen Lagerung von Paketen genutzt werden könnten. Auch ungenutzte Verkehrsflächen, etwa an Haltestellen des Nahverkehrs oder an Wasserwegen und Straßen, kommen als Standorte infrage.

Während Micro Hubs die Zustellung auf der Letzten Meile also maßgeblich verändern könnten, harmoniert das Konzept bereits mit der zeitgenössischen Entwicklung auf dem Feld der Logistikimmobilien. Potenzial zur Effizienzsteigerung bieten vor allem Mischnutzungen, die in schon vorhandenen Gebäuden Büros mit Werkstätten und Lagern von Logistikanbietern kombinieren. Durch die weitere Automatisierung und Digitalisierung prognostizieren Fachleute vor allem eine Steigerung der Gebäudehöhen, damit Roboter, Drohnen und Industrie-4.0-Ansätze zukünftig besser ineinandergreifen können. Dazu sollen gleichzeitig Multi-Level-Lösungen und andere innovative Gebäudeformen beitragen. Würden Logistikflächen bei neuen Hochhäusern direkt mitgeplant, ergäben sich weitere Potenziale, die Belastungen für Mensch und Umwelt zu verringern.


Japan als Beispiel für noch konsequentere Umsetzung

Ein Beispiel für die Ausrichtung der letzten Meile auf energetische und zeitliche Effizienz bietet sich etwa in Japan: Auf den von chronischem Platzmangel betroffenen Inseln verdichten sogenannte „Urban Consolidation Centers“ den Umschlag aller Paketdienste in lokalen Zentren. Ein neutraler Partner übernimmt dort die Koordination und stellt Sendungen zu. Die dafür praktizierte enge Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand, die beispielsweise gezielt Liefer- und Ladezonen ausweist, böte auch in Deutschland vielversprechende Ansätze. So beklagen Entwickler von Logistikimmobilien, die Genehmigungsverfahren für innerstädtische Anlagen seien häufig noch sehr zäh – und verzögerten damit Innovationen für eine zeitgemäße urbane Logistik.